À l'apeçu Français, Général, pll_62af7e2cd0708 Un aller-retour entre Winterthur et la République tchèque - le 30 mai 2022, Simon Leutenegger a effectué un vol impressionnant. Il raconte ici son expérience (en allemand). Winterthur liegt ja nicht gerade in einem thermisch ergiebigen Gebiet. Dafür sind Jura, Schwarzwald, Schwäbische Alb und Alpen alle mit vertretbaren Schlepp- bzw. Motorlaufzeiten erreichbar. Für Abwechslung ist gesorgt. Und am Abend kommt man eigentlich immer im Gleitbereich aus all diesen thermisch noch lange aktiven Rennstrecken zurück und kann diese somit gut ausnützen. So wurden bisher bereits zwei Tausender ab Winterthur erflogen, der erste durch meinen Neffen Stefan Leutenegger auf Discus 2 am 17.08.2006 im Föhn als Zielrückkehrflug Richtung Wien, mit Verlängerung auf 1‘200 km, grossartig, wie uns die Jungen das vormachen! Der zweite durch Thommy Gmür auf DG-800 am 10.5.2008 ebenfalls in den Alpen, aber thermisch. Am 30. Mai bin ich also morgens um 8 auf dem Platz, keine Menschenseele sonst, und montiere meine Antares 20E. 40 l Wasser ergeben eine Flächenbelastung von etwa 47, ein eher tiefer Kompromiss. Die Akkus sind voll für insgesamt etwa 3‘200 Höhenmeter, die ich bei weitem nicht brauchen werde. Ich beabsichtige, der Schwäbischen und der Fränkischen Alb entlang so weit es geht nach Nordosten Richtung Oberpfälzer Wald zu fliegen und dann mal zu schauen, was der Tag so bringen könnte. Ja, und wenn man so alt ist wie ich und noch den eisernen Vorhang erlebt hat, dann hat die Vorstellung, eben mal noch rasch nach Tschechien hineinzufliegen, irgendwie immer noch einen speziellen Reiz… Da Richtung Norden schon die ersten noch tiefen Cumuli erscheinen, starte ich kurz vor 10 Uhr. Nach 8 Minuten fahre ich auf knapp 1‘700 m/M beim Nussbaumersee den Motor ein und gleite sorgfältig über Seerücken und Schienerberg Richtung Singen. Die üblichen Kiesgruben bringen zwar noch nichts, aber am Nordende des Stahringer Hügels kann ich auf knapp 1‘100 m/M bereits den ersten 1.5-m-Bart zentrieren. Es beginnt der übliche etwas mühsame Anstieg Richtung Neuhausen ob Eck und Leibertingen gegen das ansteigende Gelände der Alb. Da ich anfänglich nur auf etwa 1‘300 m komme, muss ich wirklich alles mitnehmen. Einmal – südöstlich Flugplatz Neuhausen – finde ich mich dabei auf unter Windenstarthöhe über Grund. Ein Bauer fährt mit seinem Heuladewagen über’s Feld… Landemöglichkeiten gibt’s, Sauldorf wäre erreichbar und ich habe die Hand schon an der Einhebel-Motorbedienung. Aber das Glück beschert mir unter einem beginnenden « Fumulus » gleich einen 2-m-Schlauch bis auf 1‘500 m, und ab hier läuft’s dann immer besser. Entlang dem schönen mäandernden Donautal und immer weiter. Natürlich hätte ich höher und näher an die südliche Albkante motoren und damit diese langsame Anfangsphase vermeiden können. Für die ersten gut 30 km mehr als eine halbe Stunde zu benötigen, ist ja nicht gerade effizient, aber die Befriedigung des segelfliegerischen Ehrgeizes hat durchaus auch seinen Wert… Schnell merke ich, dass heute die guten Geradeausflug-Linien schwierig zu finden sind, keine schön organisierten Aufreihungen. Zudem im Anflug aus Westen auf gut entwickelte Cumuli lange starkes Sinken bis unter die Wolke und dann aber grössere ungleichmässige Aufwindfelder, in denen man etwas herumüben muss, bis man endlich den starken, engen Kern findet. Aber dann liegen durchaus jeweils 2 bis 3 m drin. Irgendwie gewöhne ich mich an die Geschichte, fliege die Felder auch geradeaus besser aus und werde immer schneller. Bei der späteren Auswertung mithilfe der über den Flug gelegten Satellitenbilder im WeGlide sehe ich dann, dass die Wolkenstruktur eher Nord-Süd-gerichtete Bänder zeigt, also Aufwindreihungen oft quer zum Kurs, was natürlich nicht so optimal ist. Dass wir kein Bisen-Maximum innerhalb der Konvektionsschicht mit schönen Strassen in der richtigen Richtung haben würden, das wusste ich ja eigentlich. Janu, es geht auch so, die Bärte werden stärker, die Basis steigt in der Mitte der Alb auf 2000 m und mehr, meine Welt ist in Ordnung. So steigt der anfängliche langsame Schnitt dann doch kontinuierlich bis auf 107 km/h bis zur Tschechischen Grenze. Ich bin ja ein passionierter Alpenflieger und seit jungen Jahren ein begeisterter « Hang-Bolzer », aber so ein grosser Flachlandflug lässt sich dann doch nicht einfach als Kiesgrubenhüpfen abtun, sondern ist für mich auch etwas ganz Tolles und Grossartiges. Man erlebt auch hier eine phantastische Weite, die schon fast etwas Mystisches hat. Das Regensburger-Becken mit seinen aus Norden kommenden Donau-Zuflüssen habe ich noch nie so stark erlebt wie heute. Die einladende Wetteroptik Richtung Pilsen und Prag macht es mir auch heute nicht leicht, etwas jenseits der Tschechischen Grenze umzukehren. Aber weil ich hier die Linie gerade mal wieder nicht so gut erwische, bin ich froh, dass ich gerade noch hoch genug bin, um von Osten her kommend einen der üblichen starken Aufwinde am Südende des Oberpfälzer Waldes zu packen. Immer wenn ich so weit weg von zuhause und so tief herumkurble, dass mich Leute vom Boden aus mühelos sehen können, dann stelle ich mir vor, was sie denken, wenn man ihnen sagt, dass ich ohne Motor hierher geflogen bin und wohl auch wieder zurück finde. Da muss ich für die irgendetwas wie ein Alien sein. Für mich ein prickelndes Gefühl. Aber normalerweise werden wir ja nur von anderen Segelflugzeug-Kollegen wahrgenommen. Doch heute treffe ich für ein solches Wetter erstaunlich wenige Segelflugzeuge an, tausche mich aber am Funk ab und zu mit EH Peter Ehrat aus, der mit seinem Ventus-3M vom Schmerlat aus ebenfalls in meiner Richtung unterwegs ist und den Tag ebenso in vollen Zügen geniesst. Zurück geht’s mehr oder weniger auf den Pfaden des Hinfluges. Ich will noch bis in den südlichen Schwarzwald fliegen und dann nach möglichen Verlängerungen Ausschau halten. Vor Ulm wechsle ich wegen zahlreicherer und höherer Cumuli mehr auf die Südkante der Alb, verhaue mich aber bis südlich Leibertingen arg im Cheminement und komme so tief, dass ich wieder mal jeden lausigen Aufwind akzeptieren müsste. Eigentlich mache ich das Folgende fast nie, was mich oft schnell macht, aber manchmal auch nicht… Heute schon: Ich fliege ein Stück zurück, und siehe da: bei immerhin noch etwa 600 m über Grund und nach etwa 2 km Krebsgang trampe ich in einen erlösenden 2- bis 3m-Lift: So nah sind manchmal Glück und Pech beisammen. Und dann folgt das geschenkte Schluss-Bouquet: Nach Tuttlingen steigt die Basis auf fast 2‘700 m/M, gegen Westen sieht’s toll aus, der Einstieg in den Schwarzwald ist prächtig gezeichnet, die Bärte halten, was die Cumuli versprechen. Trotzdem sage ich am Funk noch „wahrscheinlich nicht…“, als mich Peter fragt, ob es wohl für 1‘000 km reiche. Also eine krasse Fehleinschätzung. Beim Feldberg, knapp vor 18 h und nach etwa 800 km wende ich wieder Richtung Tuttlingen. Westlich der Stadt steige ich um 18:30 wieder auf 2‘700 m. Und jetzt der Hammer: Richtung NE baut sich eine gut gezeichnete Konvergenz auf, verlaufend östlich Klippeneck und westlich Degerfeld bis etwa 10 km östlich Farrenberg nahe an den CTR Stuttgart heran! Langen Info sagt mir, dass im Beschränkungsgebiet Heuberg der (äussere) B-Teil nicht aktiv, jedoch der innere Teil gesperrt ist bis am späten Abend. Das passt gerade so und ich kann der Aufwindstrasse fast ohne zu kreisen folgen, immer auf einer unglaublichen Höhe von 2‘700 m. Ich fliege einfach so weit der Konvergenz entlang, nämlich über etwa 60 km, dass es dann bis nach Hause sicher mehr als 1‘000 km ergibt, das muss jetzt einfach sein! Auch wenn es nur eine Zahl ist, aber Zahlen sind halt manchmal doch nicht ganz seelenlos. So wende ich um etwa 19 h östlich Farrenberg, kreise in der Konvergenz überflüssigerweise noch ein letztes Mal, weil’s so schön ist und steige dann sogar im Geradeausflug unter dem immer noch aktiven Wolkenband zwischen Klippeneck und dem Beschränkungsgebiet Heuberg auf sagenhafte 2‘900 m für den Endanflug aus 75 km nach Winterthur, dies um halb acht am Abend. So lehne ich mich entspannt zurück und wie immer in solchen Momenten sage ich leise: Danke, zerdrücke ganz still für mich ein paar Freudentränen, geniesse den Endanflug mit riesiger Reserve und die atemberaubende Aussicht auf Hegau und Bodensee im Abendlicht, ein kleines Bisschen mehr als zufrieden mit meinem Flug mit all seinen Höhen und Tiefen. Auch wenn mir klar ist, dass heutzutage Tausender bei gutem Wetter fast alltäglich von zahlreichen Piloten geflogen werden… Aber die vielen Kilometer stehen ja auch für eine Flut von Bildern, spannende Momente, prächtige Landschaften, in der Summe erfolgreiche Entscheide, unvergessliche Erlebnisse und für das, was Hermann Hesse in seinem Aeroplan-Gedicht so schön beschreibt: „…mit atemlosen Flügelschlägen erobern wir der Ferne Glück.“ Berichterstattung: Simon Leutenegger