Zurück zur Übersicht Allgemein, Deutsch, Issoudun, Kunstflug, pll_62faa575103c1, Sport, WM Vom 18. bis 27. August 2022 fanden die Segelkunstflug-WM in Issoudun (F) statt. Hier hat dass Schweizer Segelkunstflug-Nationalteam direkt vom Feld berichtet. Hier geht’s zur offiziellen Webseite der WAGC/WAGAC 2022 und zu den Resultaten. Team SUI: happy und zufrieden an der Siegerehrung 27. August: Ein würdiger Abschluss Bei strahlendem Sonnenschein fanden wir uns pünktlich zur Airshow auf dem Flugplatz ein. Diese wurde eröffnet und abgeschlossen durch die neuen Weltmeister in den Klassen Advanced und Unlimited. Auf das Flugspektakel folgten die Siegerehrung und die traditionelle Abschlusszeremonie. Wir gratulieren ganz herzlich: In der Klasse Unlimited: Jonas Langenegger zum 2. Platz in der Wertung der kombinierten Unbekannten und zum 3. Platz in der Gesamtwertung In der Klasse Advanced: Christian Syfrig und Roman Baumer zum 13. & 14. Platz in der Gesamtwertung Berichterstattung: Valeria Huber 1/2 Podest der Gesamtwertung Unlimited 2/2 Jonas mit seiner beiden Medaillen 1/2 Programm 4 Unlimited: Unknown 2 2/2 Programm 5 Unlimited: Unknown 3 26. August: Der letzte Flugtag Jonas berichtet von der Unknown 2 der Unlimited (Programm 4): Um es vorne weg zu nehmen, den Bericht schreibe ich, nachdem ich bereits das fünfte Programm geflogen bin, und mit unserem Team am «French Evening» Käse und Wein gekostet habe. Gegen den Ende vom Wettbewerb wurde das Wetter endlich besser und alles geht Schlag auf Schlag, sodass für das Berichte-Schreiben weniger Zeit blieb. Aber der Reihe nach: Das Programm ist wieder ausserordentlich negativ-lastig. Dabei bin ich aber nicht ganz unschuldig – denn nach meinem für mich persönlichen Erfolg im Programm 2 dachte ich, dass mir solches verhältnismässig gut liegt. Und die Chinesen-Loops (Looping mit einem Rollen-Element im Scheitel oben) ebenfalls, da diese eher «feinfühlige» Figuren sind und nicht so ein Gewürge wie Rollenkreise sind ?. Eine mögliche Kombination ist also: Ein Loop, der aus dem Rücken beginnt und oben gleich anderthalb Rollen integriert hat. Genaugenommen ist es ein P-Loop, denn statt den Loop komplett auszurunden, wird noch eine senkrechte Linie gezeigt. Zum Spass natürlich geht es dann auch wieder negativ raus. Im Programm ist dies die fünfte Figur. Am meisten Bedenken jedoch hatte ich bei der Zweiten, welche die Deutschen Kollegen vorgeschlagen haben. Hier geht es um das Element einer vollen Gestossenen Rolle auf einer 45° Abwärts-Linie. Diese ist noch tricky, da die Strömung wie bei allen gerissenen/gestossenen Figuren abreissen muss, ähnlich einem Trudler bei hoher Geschwindigkeit – aber wieder exakt gestoppt werden muss. Durch die Fluglage ist es allerdings gar nicht einfach, den richtigen Moment zu erwischen, um kräftiges Gegenseitenruder zu geben. Auch muss mit dem Knüppel nur gerade soviel nachzulassen werden, damit die Autorotation gerade noch bestehen bleibt, aber auch gut und zackig gestoppt werden kann. Weiter dabei ist ein Turn aus dem Rücken und ein Innenrollenkreis (ja, mein «Fluchwort» vom Wettbewerb). Im Team sind wir gut eingespielt, so dass ich am Morgen auch noch in der Wohnung bleiben konnte und das Programm mehrmals durchgehen konnte. Dabei stelle ich mir jeweils alle möglichen Szenarien vor: Zum Beispiel, ob und wie ich schiebend aus einer Figur rauskomme, was das für die nächste Figur bedeutet, was wenn die Positionierung in der Box anders als erwartet ist? Und und… Ich glaube, da kann man gar nicht genügend vorbereiten, denn jeder mentale Flug gibt mehr Sicherheit später im Flug. Als Startnummer 14 hatte ich das Glück, die Vorgänger zu studieren. Der Knackpunkt an diesem Programm war tatsächlich meine vorgeschlagene Figur. Die sah also bei vielen ziemlich unschön aus, bis auf ein paar Ausnahmen. Ist ja wieder mal typisch, wahrscheinlich wird diese Figur nach meinem Vorschlag auf nächstes Jahr wieder aus dem Katalog gestrichen ? Die Frage ist aber, bei welchem Winkel vor der dem Scheitel man mit den Rollen beginnt: Beginnt man 45 ° vor dem Horizont, hat man gute Chancen auf eine korrekte Zentrierung der Rolle im Scheitel. Dadurch riskiert man aber auch zu viel Geschwindigkeit zu verlieren und man vom Himmel purzelt… Entsprechend haben viele die Figur auf «Sicherheit» geflogen und spät mit Rollen begonnen. Der Premsyl hat es aber versucht, korrekt zu fliegen, und das sah für meine Augen am Besten aus! Also war der Fall klar, wenn die Speed oben reicht, früh zu Rollen und mit dem Seitenruder in der Messerlage die Nase wieder nach unten zu bringen um den Speed beizubehalten. Premsyl war einer der ersten 8 Piloten die noch vor der Mittagpause geflogen sind in der schön ruhigen Luft. Es scheint, als ob das Programm sehr höhenkritisch ist. Nun gut, ein paar Pfirsiche zu Mittag essen und nach der Mittagspause bereit sein. Die Flüge am Nachmittag vor mir sind auch nicht überragend. Es scheint, als wird die Schwierigkeit des Programms unterschätzt? Doch Charlie, ein junger ebenbürtiger Konkurrent aus Frankreich, ist schon sehr stark geflogen! Als ich drankam, setzte die Thermik schon ordentlich ein. Für uns heisst das: Man kann Glück oder Pech haben. Letzteres hatte Benoit aus Frankreich – der hatte so viel Sinken in der Box, sodass er bei der zweitletzten Figur abbrechen musste. Ein Pilot danach wiederum war auf 400m bereits fertig? Wenn man das bemerkt, muss man Höhe sparen. Aber soviel kann man einfach nicht wett machen bei so einem Programm. Da kann ich nur hoffen, dass ich kein Sinken in der Box habe! Endlich war ich im Schlepp. Doch als ich in die Box geschleppt wurde, war ich nur sehr marginal auf 1250 m. Auch hatte ich das Gefühl, dass im Horizontalflug das Seil sehr straff war – für mich ein Indikator, dass wir gerade durch einen Abwind schleppen – verdammt! Dieses Szenario hab ich mir schon überlegt – also blieb ich im Schlepp und liess mich nochmals durchziehen. Einmal darf man das, anschliessend muss man klinken und fliegen – oder aber die Bedingungen nicht akzeptieren und absteigen. Nun klinkte ich und legte an der geplanten Stelle los. Der Flug klappte wieder wie von alleine. Es fühlte sich zwar nicht richtig nach einem «Flow» an und ganz knapp hatte ich die 200 m Minimumhöhe auch unterschritten beim letzten Renversement, was mit 70 Penaltys bestraft wird. Trotzdem war ich super zufrieden nach der letzten Figur. Fast schon erstaunt war ich, dass alles in die Box reinpasste? Nochmals kurz das Programm durchsehen, ob ich wirklich nichts vergessen habe? Ne, glaube nicht. Also, Fahrwerk raus, Nase runter und Vollgas direkt in den Anflug übergehen. Macht übrigens super Spass mit dem Swift oder Fox so ein Anflug zu fliegen (man muss ja so schnell wie möglich landen…). Nach der Landung kommt mir schon Valeria mit dem Auto und einem grossen Smile und einem Daumenhoch entgegen. Na super, offenbar hab ich wirklich keine Figur vergessen 😀 Der Flug habe super ausgesehen von unten. Bald kam auch schon die Wertung online und siehe da: Momentan zweiter Platz, trotz den Strafpunkten! Damit konnte ich mich im Overall von den zwei Franzosen etwas distanzieren und bin nun auf dem Vierten Rang. Bericht zur Unknown 3 (Programm 5): Die Wetterprognosen für den Donnerstag waren gut. Aufgrund eines technischen Defektes am Swift startete ich nicht als Nummer fünf, sondern musste als Letzter starten. Deswegen konnte ich mich weniger mental auf den Flug vorbereiten. Doch man kann es auch positiv sehen: Dadurch konnte ich den anderen Piloten beim Programm zuschauen. Sieht auch wieder so aus, als ob die Höhe knapp ist für dieses Programm. Die wichtigsten Figuren sind meiner Meinung nach 1 (High-Speed-Negativ wie schon vieles dieses Jahr), 3 (Figur mit einer halben gerissenen 45° auf) und 6 (Männchen mit Viertel auf und einer halben in der Abwärtslinie), wobei letztere von mir ist. Diese habe ich vorgeschlagen, da sie eher eine selektive Figur ist, aber problemlos auch mit einem Fox fliegbar ist. Die Schwierigkeit ist, den Flieger auch nach einer viertel Rolle aufwärts noch perfekt vertikal zu halten, damit er sauber nach Hinten rutscht. Kleine Fehler bei der Rolle mit Seitenruder oder Höhenruder führen fast unweigerlich zu einem «Nuller». Irgendwie haben die im Training bei mir zuverlässig funktioniert. Und: zuvorderst bin ich ja eh nicht, also wieso nicht sowas vorschlagen statt, auf Sicherheit zu gehen? Als ich dann im Schlepp war, stellte ich vor dem Klinken noch fest, dass die Fahrt nur 80 km/h anzeigte. Hä? Sind das die Propellerböen vom Schleppflugzeug? Nein, weiter oben keine Veränderung. Komisch, ist mir gar nicht aufgefallen vorher – und das erst auf 1200 m Grund?? Die Vorstellung, ohne Fahrtmesser Kunstflug zu machen – unmöglich. Vor allem bei der ersten Figur, wo man ja superschnell auf dem Rücken beginnen muss. Also setzte ich den Funkspruch ab: «Chief-Judge, flight number 5, descending due to no speed indication». Immerhin hatte ich noch nicht angewackelt. Also Bremsen raus, und so schnell wie möglich absteigen. Das wollte ich schon immer! Aber verdammt, ohne Fahrtmesser kann ich ihn doch nicht voll auf die Nase stellen. Nach der Landung blieb ich schön im Flieger sitzen bis die Jury erschienen ist. Denn, man muss ja einen Grund haben, wieso man absteigen musste. Auf die Frage, was denn die Geschwindigkeit unten angezeigt hat und ich es erst oben bemerkte? Dies beunruhigt mich selber und beschämt mich. Offenbar habe ich die Geschwindigkeit im Schleppzug nie explizit gecheckt! Die Kamera habe ich erst auf 1100 m Grund eingestellt und da zeigte der Fahrtmesser auch 80 km/h an. Wie dem auch sei, das Flugzeug wurde im Hangar durchgecket und kontrolliert, ob ich denn nicht einen Schlauch verkehrt angeschlossen habe. Nein, habe ich nicht. Offenbar war ein Insekt oder ein anderer Fremdkörper im System – nach dem Ausblasen der Schläuche zeigte er wieder plausible Werte an. Ich liess mich nicht stressen, denn ich habe ja nichts verbrochen. Die Punktrichter waren mittlerweile schon in der Mittagspause, sodass ich erst am Nachmittag, direkt vor der Advanced meinen Flug nachholen konnte. Lustigerweise habe ich erfahren, dass am Boden alle meinten, der Flug vor mir sei ich gewesen – und der sei nicht so souverän geflogen. Die Konkurrenz habe sich schon gefreut… doch zum Glück war’s nicht ich! ?Nach dem Mittageessen warf ich das Wort «Traubenzucker» in das Teamzelt, sowas wäre doch hilfreich um das Mittags-Loch zu überbrücken! Und siehe da, da zaubert Valeria ein Dextro-Energy hervor! Das ist mal eine Team-Chefin… Also, rein mit dem Zeugs und hoch geht’s. Die Nervosität war verglichen zu den ersten Flügen an dieser WM schon beängstigend tief, sodass ich mich auf das Positioning der ersten Figur gut konzentrieren konnte. Den Klinkpunkt plante ich ganz am Ende der Box, damit das Fahrtaufholen, Anwackeln und auf das auf den Rücken drehen genau in der Mitte und nach hinten leicht ausserhalb der Box platziert werden konnte. Dies hat funktioniert und so konnte ich möglichst viel Energie aus dem Schlepp mitnehmen. Bei dem Programm kam ich richtig in einen Flow – alles passte +/-. Nach der Figur 3 war ich war ein paar Grad aus der Richtung, aber das ist schon fast normal, denn alle hatten diesen Richtungsfehler. Das Fahrtaufnehmen im Rollenkreis (Fig 4) hat auch gut geklappt, sodass ich sogar 200 km/h hatte, statt minimal geplanten 160 km/h. Meine Figur klappte richtig gut und auch die Höhe reichte aus um die letzten Figuren ordentlich zu fliegen. Toll! Auch hier wieder der Check – hab ich wirklich alles korrekt gemacht ?!? Kann doch nicht sein. Ich wage zu behaupten, noch nie hatte ich fünf Flüge in Serie ohne einen Nuller? Aber nein, sollte passen. «YEESSS!». Über die Punktrichter düsen und den Mauersegler sicher auf den Boden bringen. Wieder werde ich mit einem riesigen Smile erwartet ? Bestätigung. Den Swift verstauen wir gleich im Hangar, den brauchen wir nicht mehr. Ich erfuhr, dass Charlie wieder gute Noten gekriegt hat – reicht mein Flug aus um mindestens so viele Punkte wie er zu erzielen? Nach wenigen Minuten kam der Knüller: Auf der Provisorischen Tageswertung erreichte ich den ersten Platz. Damit hätte ich nicht gerechnet – knapp vor Maciej. Michael Spitzer hatte sich leider bei der ersten Figur verbastelt. Schade, er flog super – ihn hätte ich gerne auf dem Podest gesehen! Doch auch Ferenc, er holte sich sogar eine Hard-Zero ein, weil er einen Stopp ausgelassen hatte bei einer Zeitenrolle. Dadurch bin ich, für mich sehr unerwartet, in der Gesamtwertung auf dem dritten Platz und über alle Unbekannten Programme sogar auf dem zweiten Platz! 25. August: Jonas erfliegt Siegerplatz im fünften Programm Brütende Hitze und ein umso kühleres Köpfchen: gestern bewies Jonas im Programm 5 der Unlimited, dass trotz nicht einfachen äusseren Umständen ein sagenhafter Flug möglich ist – und vollbrachte damit eine Ziellandung auf dem ersten Rang! Hier geht es zur Rangliste. Berichterstattung: Valeria Huber Jonas vor dem Start 24. August: Ein intensiver Flugtag Der heutige Tag hielt für uns einige Herausforderungen bereit: Strahlender Sonnenschein mündete rasch in brütende Hitze, eine Reparatur stand an und unsere Advanced-Piloten, Roman und Christian, hatten innert kurzer Zeit (vorgeschrieben ist für die Pilot*innen ein Abstand von 6 Stunden zwischen zwei Programmen) zwei Programme zu fliegen. Nichtsdestotrotz meisterte unser Team den Tag sehr gut und erflogen gute Zwischenränge. Am Abend lud das Deutsche Team zu einem „German Evening“ auf dem Flugplatz ein. So liessen wir den Abend gemütlich ausklingen mit Bier und Käsespätzle 🙂 Berichterstattung: Valeria Huber Jonas beobachtet die Konkurrenz 23. August: Zeit zum Tanzen Tiefe Bewölkung am Morgen führte heute zu etwas längeren Wartezeiten mit der Folge, dass am Nachmittag die ganze Klasse der Unlimited und ein Teil der Advanced fliegen konnte. Jonas Langenegger berichtet von seiner Free Unknown (Programm 3): Anders als bei den Unbekannten (Unknowns) kann bei der Free Unknown selber das Programm ausgewählt werden aus jenen Figurne, welche von den Nationen eingereicht wurden. Viel Variation gab es in den Programmen nicht, sodass mein Vorschlag von drei weiteren Nationen ebenfalls kombiniert und eingereicht wurde. Ich entschied mich aus mehreren Gründen für den eigenen Vorschlag: Das Positioning ist gut, die Ein- und Ausgangs-Geschwindigkeiten passen ziemlich aufeinander und es hat keine Elemente in der Sequenz, die man nicht ganz unten in der Box fliegen mag. Ein negatives Wegdrücken in den Rücken auf 200 m Grund muss eigentlich nicht sein – wenn man doch etwas tiefer ist und keinen Penalty kriegen will und zu früh (auch aus Nervosität?) und zu fest stösst, da kann die Strömung ungewollt abreisen. Ausserdem haben sich fast alle für dieses Programm entschieden – auch ein gutes Zeichen. Übrigens auch toll, wie man sich im Teilnehmerfeld so offen über die vorgeschlagenen Programme unterhalten kann – gerade auch wenn es um sicherheitsrelevante Themen geht. Die Vorbereitung ging gut, respektive war auch sehr lange, denn wegen dem Wetter konnten wir das Programm nicht sofort fliegen, sondern erst einen Tag später. Die Startnummer 1 störte mich nicht besonders, denn dieses Programm birgt keine grösseren Unsicherheiten, auch vom Positioning her hatte ich keine Bedenken. Der Hochnebel hat den Start von 10:00 auf 15:00 herausgezögert. Für die Teilnehmer ist das alles andere als unanstrengend – denn man soll ja immer bereit sein, sollte die Basis genug hoch sein. Ich versuchte mich dadurch nicht allzu stressen lassen und stellte mir den Flug mit allen Sinnen ab und zu wieder im Kopf vor. Selbstverständlich gehört auch das Tanzen in der ausgelegten Mini-Box am Boden dazu. Hier auch spannend, wie das die Konkurrenz macht. Wenn man Ferenc Toth zuschaut, dann sieht dies schon ziemlich nach einem gelungenen Flug aus, bevor er überhaupt abgehoben ist: Zielstrebig, selbstbewusst, elegant und irgendwie federleicht – auch wenn ich seinen Flugstil eher als «hart» betiteln würde… Wie dem auch sein – ich hatte den ersten Schlepp, bei dem das HMD (der Höhenpiepser. So hört der Pilot und auch der Chefpunktrichter am Boden, ob man sich ober- oder unterhalb der Box befindet) tadellos funktionierte. Kann hier bitte mal jemand ein par Euros locker machen, um der CIVA ein anständiges Gerät entwickelt zu lassen? Glücklicherweise hatte ich ein blaues Loch über der Piste, sodass ich mir keine Gedanken um «Clouds in the Box» machen musste. Top! Nochmals die aufsteigende Nervosität bändigen durch das Pfeifen eines tollen Songs, mit den Flügeln wackeln um die Box zu sehen und im richtigen Moment klinken. Deutlich Anwackeln. 180 km/h. Mitte Box. Halbe Rolle auf den Rücken, Nase oben halten. Um damit bin ich voll drin im Programm und so geht es auch bis zum Schluss. Nach dem Flug war ich zufrieden –es war für mich schlicht und einfach ein solider Flug. Mehr konnte und kann ich nicht sagen. Ah, ja, das Männchen: Nach der Viertel-Auf-Rolle hatte ich doch noch ein Schieben drin, dass ich mit vollem (!) Seitenruder-Ausschlag die Tailslide noch gerade hinbekommen habe. Schwein gehabt, ist eine meiner Lieblingsfiguren, und fast noch selber vermasselt… Mein Team am Boden fand den Flug auch toll, was mir natürlich ebenfalls eine gute Stimmung einflösste. Nun war der Rest vom Feld dran. Eigentlich will ich nicht zuschauen aus Angst, andere machen es viel besser, wiederum lohnt es sich auch die Flüge genau anzuschauen, und gegeben falls bessere Elemente zu adaptieren beim nächsten Flug? Wenn das so einfach wäre. Bin ja z.T. mit der Ausführung der einzelnen Figuren schon genug beschäftigt… Die Vernunft siegte, und ich hab mir mehr oder weniger alle Flüge reingezogen. Maciej auf Polen ist meiner Meinung nach am Besten geflogen – besser als Ferenc. Und das hat sich auch in den Resultaten bestätigt: Maciej erster, Spitzi aus Deutschland zweiter und Ferenc dritter. Ich konnte mich eng mit zwei Franzosen auf Platz 6 platzieren. Für mich ein Erfolg! In der Gesamtwertung hat sich vor mir nichts geändert, das heisst, ich bin immer noch Nr 6, wobei sich die Plätze 1, 2 und 3 schon klar voneinander unterscheiden. Dafür sind wir von 4 bis 6 praktisch Punktegleich. Was heisst das für mich? So weiterfliegen, vorbereiten und hoffentlich auch umsetzen. Ich werde mich bemühen, einen Tick «zackiger» zu fliegen, ich hab das Gefühl, enge Bögen werden an der WM einfach etwas besser entlöhnt. Aber dass soll auch das einzige sein, dass ich anpassen will. Reparatur des Knullers 22. August: Ein Kuller, so rot wie Blut… Auf dem heutigen Tagesprogramm standen: Warten, bis die Wolkenbasis steigt und die Reparatur des Fox-Kullers. Letzterer fiel den zahlreichen Löchern im Gras zum Opfer. Dank der über den ganzen Tag anhaltend tiefen Basis hatten wir genügend Zeit, GFK und Harz zu beschaffen, um den Kuller notfallmässig zu reparieren. Notfallmässig mussten wir allerdings auch Christians Finger einer Reparatur unterziehen – er hatte sich mit vollem Elan an die Arbeiten am Kuller und sein Finger dabei Bekanntschaft mit der Schleifmaschine gemacht. Glücklicherweise ist er wohlauf und trägt keine Einschränkungen davon 🙂 Berichterstattung: Valeria Huber Jonas bereitet sich mental auf seinen Flug vor 21. August: To the Limits Im heutigen Blogbeitrag berichtet Jonas Langenegger von seinen vergangenen zwei Wettbewerbsflügen. Free Known, Programm 1: Die Gefühle nach dem allerersten Programm an einer WM in der Unlimited Klasse sind gemischt. Nach dem Flug war ich froh, das Programm ohne groben Schnitzer geflogen zu haben. Trotzdem, die erste Figur lief im Training viel besser. Obwohl ich die Eingangsgeschwindigkeit wie geplant eingestellt hatte, war meine Fahrt nach einer Viertel-Rolle und einer Drei-Viertel gerissenen Rolle weg, sodass ich mit Mühe auf dem Rücken noch die Nase oben halten konnte. Ich fasste mich aber und konnte den Rest konzentriert, gefühlt so wie im Training, fliegen. Alles passte +/-, keine HZ, die Positionierung in der Box war mehr oder weniger Zentriert und die Höhe reichte mit Sparen am Schluss auch aus. Das Resultat war am Schluss Nummer 10 von 17. Eigentlich kann man damit zufrieden sein, zumal da einige langjährige und erfahrene WM-Teilnehmer hinter mir lagen. Erwartet habe ich jedoch etwas mehr, gerade von Figuren, die eigentlich nicht besonders anspruchsvoll sind, und auch in Anbetracht dessen, dass ich dieses Programm einige Male geflogen bin im Training. Doch um das Positive zu sehen: Die Punktabstände sind noch nicht extrem hoch, ausser zu den Erst-Platzierten. Und ebenfalls hat mir dies etwas Druck abgenommen, v.a. jenen, den ich mir selber auferlegt habe. Einige aufmunternde Worte vom Team und WhatsApp Nachrichten halfen schon, nach vorne zu schauen. Unknown 1, Programm 2: Dass ich nun bei den «Grossen Buben» angekommen bin, merkte ich beim zweiten Programm, der ersten Unbekannten. Sieben Figuren wurden von den Nationen vorgeschlagen. Da wir aber neun Nationen in der UNL sind, entschied das Los, wer und in welcher Reihenfolge die Figuren vorgeschlagen werden. Leider gehörte ich nicht dazu und musste zwei deftige Figurenvorschläge von den Österreichern und von Ferenc Toth aus Ungarn über mich ergehen lassen. Beides sind negative Loopbögen mit gerissenen und gestossenen Rollen oben im Scheitel. In anderen Worten: Für eine schöne Ausführung muss man näher an die Limiten vom Flugzeug gehen als bei sonstigen Figuren, und je nach dem auch an das persönliche Wohlbefinden. Das heisst z.B., für Figur 3 muss man die senkrechte Linie richtig lange stehen lassen und anschliessend, im richtigen Moment und mit richtiger Dosierung negativ in den Rücken stossen, sodass man nahe an den Roten Strich am Fahrtmesser kommt, ihn aber keinesfalls überschreitet. Die Fahrt braucht es, den man will beim anschliessenden halben negativen Loop-Bogen möglichst schnell oben ankommen, und noch eine gerissene Rolle fliegen zu können. Ach ja, und da soll dann auch noch die Fahrt für eine Rolle vom Rücken in den Rücken reichen. Und dafür muss man einfach mit hoher Geschwindigkeit und möglichst grosser negativer G-Last hochdrücken. Auch hier gilt selbstverständlich, auf keinen Fall die zulässigen -7.5 G überschreiten – aber das ist dann schon ziiiiemlich (!) unangenehm…. Da ich zugegebenermassen noch nie eine solche Kombination and Figuren-Elementen geflogen bin, war es für mich viel Wert, von anderen Piloten Erfahrungen einzuholen und als Start-Nummer 12 einige Kunstwerke der Konkurrenten vor mir zu begutachten. Match-entscheidend waren vor allem die Figuren 3 & 5, bei denen man sich konsequent an die sich gesetzten Geschwindigkeits-Limiten halten muss und so deutlich wie möglich Reissen / Stossen musste. Doch auch die letzte Figur durfte nicht vernachlässigt werden: Ein Rollenkreis, wobei auf eine 180 ° Kurve eine Rolle integriert werden musste. Dieser gibt eben so viele Punkte und wird oft verharmlost und «hingehuddelt» zum Schluss. Aus diesem Grund bereitete ich mich vermehrt mental auf diese Figur vor, da ich glaubte, am besten bei dieser Figur punkten zu können um mich vom Rest absetzen zu können. Doch es kam anders. Die ersten 8 Piloten absolvierten den Flug noch am Samstagabend. Entsprechend den Wetterprognosen war klar, dass ich am Sonntagmorgen als vierter in der Reihe fliegen muss. Alles Bestens, dann ich konnte die Flüge der Konkurrenzen schon verarbeiten und hatte am Morgen wunderbar ruhige Luft. Im Schlepp funktionierte das HMD natürlich wieder einmal nicht richtig, sodass ich mich erst einmal durch die Box ziehen lassen musste. Ich zwang mich, dies zu ignorieren und auf das Programm und insbesondere die erste Figur zu fokussieren. Dies klappte zum Glück erstaunlich gut, der Höhenpiepser wurde gerade noch vor der Box zurückgesetzt und piepste nun korrekt. Also los! Und so flog ich das Programm, in etwa so wie ich es mir vorstellte. Nach dem Turn (Figur 2) liess ich schön lange stehen, vor und nach der Rolle, denn der innere «Dinosaurier» möchte eigentlich lieber schon viel früher drücken. Doch da hilft nichts – bei den geplanten 240 km/h drückte ich mich in den Rücken, sodass ich kurz vor Vne bereit war für die erste Killer-Figur. Und siehe da, die kam einfach viel besser als erwartet (falsche Einstellung, ich weiss ?)! Toll, also, konzentriert zur nächsten. Hier dasselbe bei Figur 5, die Geschwindigkeit passte und ich drückte so viel wie ich es auch schon gemacht habe und mir wohl war. Es ist schon ziemlich unangenehm, wenn das Blut bei über -6.36 G in den Kopf und die Augen gedrückt wird. Es fühlt sich etwa so an wie eine Stunde im Kopfstand – einfach konzentriert in 3-4 Sekunden? :-P. Auch hier, die gestossene Halbe kam für mein Gefühl ziemlich gut! Der Rest verlief mehr oder weniger wie geplant. Also zusammenraffen und auf zur letzten Chance! Versemmelt. Ich hab den Kreis einfach nicht mehr ganz zu gekriegt. Wahrscheinlich habe ich in der ersten halben Rolle etwas zu wenig Richtungsänderung eingeholt und konnte es nicht mehr aufholen. Auch war ich vom Positioning zu weit weg in der Box, sodass ich kaum von der Box-Markierung sehen konnte und nur die 60° dazu versetzte Pistenmarkierung… Im letzten Viertel konnte ich dann die Hauptsache wieder sehen und siehe da – gefühlte 25 bis 30° fehlten. Das heisst, maximal eine 4.0 von 10.0. Und so wars dann auch. Schade! Da hilft eigentlich nur Training. Die habe ich kaum geübt, zu beschäftigt war ich beim Üben alleine der auf einen 90° Kreis verteilten Rolle… Trotzdem, nach dem Flug hatte ich ein gutes Gefühl. Ich habe zwei selektive Figuren gemeistert, welche ich nur mental trainieren konnte. Den Rollenkreis ja, schade, da hätte ich noch richtig was raushauen können. Aber nun gut, es reichte für den Platz 4 (knapp 61 %)! Ferenc, der 7-fache-Weltmeister in Serie, hat sich natürlich wieder klar abgesetzt und schaffte gar über 70 %. Und nun geht es weiter mit einem «einfacheren» Programm, der «Free Unknown». Die Piloten haben gemerkt, dass sie sich vielleicht doch etwas übernommen haben bei den ersten Figurenvorschläge? Aber, wirklich einfacher stelle ich es mir das kommende Programm nicht vor, denn da muss man umso präziser fliegen um Punkten zu können. Hat fast ein Touch von der Advanced Klasse? Mal sehen, ist auch schon lange her ?. Positiv gestimmt und mental gut vorbereitet ist sicher das A & O für ein erfolgreiches Programm – und das ist definitiv etwas, dass sich noch während dem Wettbewerb beeinflussen lässt! Die Stimmung im Team ist immer noch super, auch hier ein Danke an unsere tolle Team-Chefin 🙂 Motorkunstflug 20. August: Fliegen bis Sunset Heute ergab sich ein Wetterfenster am Nachmittag. So konnte die Advanced noch die Free Known zu Ende fliegen und ein Teil der Unlimited bereits das dritte Programm absolvieren. Ein Tageshighlight war das Motorkunstflugdisplay pünktlich zum Sonnenuntergang. Berichterstattung: Valeria Huber 19. August: Warten auf besseres Wetter Die Motivation zu fliegen war heute gross, leider aber ermöglichten der Wind und die tiefe Basis nur sehr kurze Wertungsfenster. Um allen Pilot*innen ähnliche Bedingungen zu garantieren, wurde auf einen Flugbetrieb in diesen Fenstern verzichtet. Wir hoffen darauf, dass die Klasse Advanced das erste Programm – die „Free Known“ – morgen zu Ende fliegen kann. Berichterstattung: Valeria Huber 1/3 Valeria Huber (Team Captain) und Jonas Langenegger (Unlimited) 2/3 Startaufstellung 3/3 Schweizerischer Lager (links) 18. August: Erste Wertungsflüge Am ersten Wettbewerbstag startete die Klasse Unlimited vor der Advanced. Alle Piloten des Schweizer Teams konnten erfolgreich ihren ersten Wertungsflug absolvieren. Allerdings reichte die Zeit nicht aus, die ganze Advanced heute noch fliegen zu lassen – dies wird hoffentlich morgen möglich sein. Hier geht es zu den (in der Advanced vorläufigen) Resultaten. Berichterstattung: Valeria Huber 1/2 Das Schweizer Team an der Eröffnungszeremonie 2/2 17. August: Die WM ist eröffnet Zwei wichtige Termine durften heute nicht verpasst werden: das Eröffnungsbriefing am Morgen und die Eröffnungszeremonie am Abend. Am Briefing wurden relevante Informationen zum Flugbetrieb weitergegeben und die Startreihenfolge für den ersten Wertungstag ausgelost. Die Eröffnungszeremonie war noch etwas festlicher gestaltet und wurde durch einen reichhaltigen Apéro abgerundet. Berichterstattung: Valeria Huber Das Schweizer Team (v.l.n.r.): Roman Baumer (Advanced), Christian Syfrig (Advanced), Valeria Huber (Team Captain), Jonas Langenegger (Unlimited) 16. August: Bereit für die WM Nebst der Bedienung unseres Sandwichmakers (ein empfehlenswertes Utensil für Meisterschaften!) und kunstvollem Bodenturnen haben wir nun vieles im Griff und sind ein immer besser eingespieltes Team. Vor dem ersten Wertungstag am Donnerstag möchten wir uns noch etwas ausruhen, weshalb wir am heutigen – fast windstillen, also für Segelkunstflug perfekten – Tag nochmals intensives Mental- und Flugtraining betrieben. Hier geht es zur offiziellen Website der WM. Auf unserem Instagram-Kanal posten wir laufend aktuelle Fotos. Schau doch vorbei! Berichterstattung: Valeria Huber 1/3 Kunstflugprogramm 2/3 Schlepp 3/3 Boxtraining mal anders ;-) 1/3 Jonas Langenegger fliegt in der Klasse Unlimited 2/3 Advanced-Pilot Christian Syfrig 3/3 Auch Roman Baumer nimmt in der Klasse Advanced teil 15. August: letzte Feinschliffe Während der offiziellen Trainingstage nutzen wir zurzeit jede Möglichkeit, in die Luft zu kommen. Die Angewöhnung an das örtliche Gelände und die Kunstflugbox ohne Wettbewerbsdruck ist sehr wichtig. Zudem erlaubt das Training letzte Feinschliffe an Kunstflugfiguren. Berichterstattung: Valeria Huber